Solutio – Coagulatio – Calcinatio
UNTITLED, 2025
Oil, egg tempera, tar, ink, ink, aluminium, mother-of-pearl, copper, shellac on cotton
190 x 150 cm / 74,80 x 59,05 in
TSANTSA NOVA
Caput Inferni ist ein skulpturales Objekt aus der Serie Tsantsa Nova. Die Arbeit besteht aus einem organischen Trägerkörper, der partiell geöffnet, versiegelt und bearbeitet wurde. Die äußere Oberfläche ist überzogen mit montierten Metallteilen, Kettenelementen, porösen Schichten, eingearbeiteten Pigmenten sowie stark strukturierten, teilweise geschwärzten Partien.
Die Form ist kopfartig, jedoch nicht anatomisch eindeutig. Das Objekt ist als Hängeform konzipiert, freischwebend, mit zentraler Rotationsachse und asymmetrischem Schwerpunkt.
Im Inneren befindet sich eine Mischung aus pulverisierten, pflanzlichen und mineralischen Bestandteilen. Die genaue Zusammensetzung ist dokumentiert, bleibt jedoch physisch nicht einsehbar. Die Oberfläche weist Spuren von Spannung, Kompression und kontrollierter Materialveränderung auf. Einzelne Stellen sind durchzogen von Einschnitten, Nahtverläufen oder punktuellen Einschlüssen.
Die Arbeit ist Teil einer vierteiligen Serie, in der jeweils ein Objekt mit einer individuellen Materialkonfiguration realisiert wurde.
CAPUT INFERNI, 2025
Medium: Sculptural artefact (assemblage), accompanied by video work with sound
Film: HD video, 27 seconds, format 16:9, with soundtrack (loop-capable)
Item-ID: RL/O-25-119-1/4
Warranty-ID: H25333
TSANTSA NOVA, 2025
Oil, ink, tea, pigments, metal pigments, plastics, stainless steel, silver, lacquer, hot glue, silk, cotton, wool, fur, essential oils, decorative cosmetics, perfume (Christian Dior Noir)¹ , glass, semi-precious stones, animal fur, dammar resin, incense, sage, leather, satin, fire-treated.
¹ Dior is a registered trademark of Christian Dior Couture S.A. The name is used solely for descriptive purposes in connection with the material specifications. There is no cooperation or connection.
UNTITLED, 2014
Oil, ink, tar, pigments, pen ink, boat varnish on Alu-DIBOND
30 x 40 cm / 11.81 x 15.75 in

CORPUS DETECTI, 2008
Oil, tar, shellac, ink on wood
260 x 190 cm / 102.36 x 74.8 in
Solutio – Coagulatio – Calcinatio 
Als Trias beschreibt Solutio – Coagulatio – Calcinatio einen operativen Zyklus der historischen Alchemie, der sich präzise auf zeitgenössische, materialbasierte Bildproduktion übertragen lässt: thermischer Entzug und Reduktion, Auflösung bzw. Dispergierung in einem Medium, anschließende Verdichtung zu stabiler Form. Innerhalb der Forschungsliteratur gilt diese Nomenklatur als grundlegendes Vokabular des opus, das sich aus textlich überlieferten Verfahren konstituiert und von der Wissenschaftsgeschichte kritisch ediert wurde.
Solutio benennt das Überführen fester Stoffe in Lösung, Suspension oder Sol-Zustände, in denen Grenzflächenchemie sichtbar und steuerbar wird. Für anorganische Systeme sind Hydrolyse- und Kondensationsreaktionen sowie Kolloidbildung einschlägig; Dispergierung von Pigment- und Metallpartikeln in polaren oder apolaren Medien ermöglicht definierte Fluideigenschaften (Viskosität, Benetzung, Kapillartransport) und kontrolliertes „Bleeding“. Die einschlägige Sol-Gel-Fachliteratur liefert hierfür das belastbare Rahmenwerk.
Coagulatio schließlich verweist auf Fällung, Kristallisation, Gelbildung und Aushärtung. Aus dem offenen, fluide gehaltenen Zwischenzustand wird eine tragende Struktur: partikuläre Aggregate perkolieren und „vernetzen“ bis zur Raumfüllung; Trocknung und Kapillardruck kollabieren das Gel partiell zur Haut. In bildnerischen Verfahren manifestiert sich dies als Schicht, Kruste, Kante oder Haut, deren Mikrostruktur die Parameter ihrer Entstehung lesbar macht.
Als methodische Kurzformel fungiert hier die alchemische Devise solve et coagula: erst lösen, dann binden. Im interdisziplinären Einsatz verbindet sie materialwissenschaftliche Steuerung mit kompositorischen Setzungen aus Nachbarfeldern. Sequenzierung und Taktung folgen musikalischer Logik, Schichtung und Schnitt filmischen Montagen, Fügungen entlehnen Präzision aus Mode- und Objektdesign. In der Kunsttheorie wurde der Anschluss an alchemische Denkfiguren vielfach als heuristisches Modell für die Studio-Praxis diskutiert.
Calcinatio bezeichnet die kontrollierte Einwirkung von Hitze und Trockenheit: Bindemittel werden ausgetrieben, Oxidationszustände verschoben, Wasser entzogen; das Material wird auf tragfähige Anteile reduziert. Bei Metalloberflächen, insbesondere Kupferlegierungen, lässt sich dies analytisch über typische Korrosions- und Patinaprodukte (u. a. Cuprit, Tenorit; unter Umweltbedingungen auch basische Kupfersalze) erfassen. Diese Schichten sind keine bloßen Effekte, sondern verlässliche Marker von Prozessparametern wie Temperaturfenster, Feuchte, Gasphase und Zeit.
UNTITLED, 2011
Oil, tar, shellac, pigments, ink on canvas
100 x 80 cm / 39.37 x 31.5 in



The Image Thinks in States of Matter






























